Menschen helfen Menschen bis zur Beladung vom Hackenporsche. Foto: Kilian
Die ganze Zivilgesellschaft im Wedding tagt im Moment in Videokonferenzen. Viele kommen damit nur mühsam zurecht. Aber die Aktivist*innen mühen sich. Besonderes ereignete sich aber in der Wollankstr. 58 im Soldiner Kiez.
Dort sitzt ein mit uns gut befreundeter Verein namens „Menschen helfen Menschen“. Der verteilt etwa Lebensmittel an Bedürftige oder Schreibgerät und Ranzen an Schüler*innen aus armen Haushalten. Für ein Weniges können Menschen mit geringem Einkommen Klamotten oder auch Möbel erstehen. Die Arbeit machen fast ausschließlich sogenannte Arbeitslose als Ein-Euro-Jobber*innen. Sie be- und entladen die Transporter und fahren die Sachen zu den Verteilstellen im Wedding, in Hohenschönhausen und Marzahn. Die meisten sind etwas älter. Sie haben wenig Chancen, jemals wieder eine feste Stelle zu finden.
Die Truppe steht hinter dem, was sie tut
„Menschen helfen Menschen“ war schon immer ein besonderer Verein, wo Menschen aus dem Kiez mit minimalen Mitteln ein Maximum erreichten. Das hat sich mit der Covid-19-Viren-Krise noch gesteigert. Denn das Jobcenter hat die Zahlungen für Ein-Euro-Jobber eingestellt. Die Arbeitslosen sollen von Amts wegen daheim bleiben. Die Arbeitskräfte vom „Menschen helfen Menschen“ hätten also mit gutem Recht alles stehen und liegen lassen können und sich in die vielleicht sichereren vier Wände zurückziehen. Doch die Truppe steht hinter dem, was sie tut. Sie beschloss, weiter zu arbeiten. Bei „Menschen helfen Menschen“ gibt es nun einige der wenigen Ausgabestellen für Essenspakete für Bedürftige. Sonst soll man sich in Listen eintragen und auf eine Belieferung warten. Man darf gespannt sein, wie dieses aufgrund der notwendigen Fahrzeuge teure und personalintensive Modell anläuft.
Die drei Transporter sind auch ein ständiges Problem für „Menschen helfen Menschen“. Sie haben ein paar Jahre auf dem Buckel, und es gibt bei ihnen ständig was zu reparieren. Das geht immer in die Tausende. Sprit, Mieten und Heizung sind dagegen kalkulierbar. Aber die Kosten kommen schon auf 6000 bis 8000 Euro im Monat, die vor allem bei Spender*innen zusammengesammelt werden. Ein mühsames Geschäft. Dagegen ist das Zusammentragen von Lebensmitteln nach wie vor allein eine Frage der Menpower. Selbst in den Zeiten von Covid-19 fällt genug aussortiere Ware für Bedürftige an. Das Team von „Menschen helfen Menschen“ ist für diese Arbeit gut eingespielt. Neue Freiwillige werden hier kaum gebraucht, es sei denn ein*e Mechatroniker*in samt Werkstatt.
Es fehlt schlicht etwas Geld
Weil man immer einige Leistungen einkaufen muss, fehlt es dem Projekt schlicht an Geld. Denn mit der Krise fiel aufgrund der Schulschließungen die Verteilung von Schreibsachen weg, und der Verkauf von Möbeln und Gebrauchtklamotten musste aus Hygienegründen bis auf nahe Null eingeschränkt werden. In diesen Bereichen hatte man aber immer einen kleinen Überschuss erwirtschaftet, der über manche Klippe hinweg half. Zudem sind mit dem Beginn der Pandemie auch die Spenden eingebrochen. Deshalb bittet der Soldiner Kiez e.V. unsere Freund*innen von „Menschen helfen Menschen“ mit einer Gabe zu unterstützen. Die Kontoverbindung lautet:
Menschen helfen Menschen
Berliner Sparkasse
IBAN: DE44 1005 0000 6603 0013 04
Kennwort: Kiezsolidarität
Selbstverständlich hat „Menschen helfen Menschen“ bei der Lebensmittelverteilung seine Hygienestandards gesteigert. In der Wollankstraße darf nur jeweils eine Person in die Verteilstelle eintreten. Ansonsten findet die Ausgabe der Lebensmittel nur noch im Freien mit einem angemessenen Abstand zwischen den Personen statt. Die Mitarbeiter*innen des Vereins tragen Masken und Handschuhe. Die Essenspakete gibt es:
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Wollankstr. 58: Montag bis Mittwoch und Samstag von 10 – 14 Uhr
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Hohenschönhausen beim Kieztreff Falkenbogen: Mittwoch und Freitag 15.00 bis 16.30 Uhr
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Marzahn am Blumenberger Damm 12-14: Montag und Donnerstag; 15.00 bis 16.30 Uhr
Wir weisen noch auf folgendes hin:
Die Web-Site von „Menschen helfen Menschen“
Das Aktuellste zu „Menschen helfen Menschen“ steht oft unter facebook
Den Vereinsvorsitzenden, Horst Schmiele, haben wir vor etwas über einem Jahr in unserer Gesprächsveranstaltung „Talk im Kiez“ interviewt. Er hat über seine Vereinstätigkeit hinaus auch sonst ein ungewöhnliches Leben geführt.
Auf unseren Hinweis hin schrieb die ehemalige Kiezschreiberin vom Soldiner Kiez, Tina Veihelmann, einen Artikel für die taz – mit einem anderen Schwerpunkt und weiteren Informationen zu „Menschen helfen Menschen“