
Reinhard Fischer erklärt Soziale Stadt. Foto: von Hoff
Zehn Jahre nach dem Fall der Mauer und ein Jahr vor Beginn des neuen Milleniums erblickte es das Licht der Welt und wohnt seitdem unter uns, derzeit in der Koloniestraße 129. Das Quartiersmanagement (QM) Soldiner Straße feiert in diesem Jahr sein 20jähriges Jubiläum, und so haben wir den Ex-Quartiersmanager Reinhard Fischer am 24. Oktober zum Talk im Kiez ins Müllmuseum in der Stephanuskirche eingeladen, um – interviewt von Thomas Kilian (Soldiner Kiez e.V.) – der Anfänge des QM zu gedenken, leider vor enttäuschend wenig Publikum. Offenbar verhält es sich mit dem QM wie mit anderen Nachbarn auch: Sie wohnen seit vielen Jahren direkt neben uns, Tür an Tür, aber man kennt sie nicht oder wenigstens kaum. Was also ist oder tut das QM? Das QM Soldiner Kiez entstand – wie die anderen 29 heutigen Berliner QMs auch – im Kontext des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“, mit dessen Geldern (dem sogenannten Quartiersfond) während der letzten 20 Jahre über das QM und den Quartiersrat zahlreiche soziale oder kulturelle Projekte im Soldiner Kiez realisiert wurden.
„Das Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ hilft, städtebaulich, wirtschaftlich und sozial benachteiligte Stadtteile zu stabilisieren und aufzuwerten. Investitionen in öffentliche Infrastruktur, den öffentlichen Raum und das Wohnumfeld sollen Akteure im Quartier zusammenbringen und aktivieren, um den sozialen Zusammenhalt im Quartier zu stärken. Für die Umsetzung hat der Berliner Senat ein Quartiersmanagementverfahren ins Leben gerufen und setzt es gemeinsam mit den Bezirken um. Quartiersmanagement-Teams unterstützen lokale Aktivitäten der Bewohnerinnen und Bewohner, sammeln Ideen, vernetzen Menschen und Initiativen und organisieren den Prozess der Stärkung des Kiezes und der Eigenverantwortung der Bewohnerschaft. (https://www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/quartiersmanagement/)
Reinhard Fischer, der seine Stelle als Quartiersmanager am 1. Juli 1999 – drei Monate nach der Eröffnung des QM-Büros (1. April) – antrat, beschreibt sich als jemanden mit „krummem Lebenslauf“: zunächst Studium dreier „brotloser Künste“ (Islamwissenschaften, Geographie, Ethnologie); dann Mitarbeit in einem Deutsch-Pakistanischen Forschungsprojekt im Norden Pakistans; in Spandau Durchführung von Gewaltpräventionsmaßnahmen mit Jugendlichen; Touristenführer in Potsdam, Quartiersmanager von 1999 bis 2008, zuletzt in leitender Funktion; Begleitung eines europäischen Städtenetzwerks; Konzeptentwicklung für die Stadtentwicklungsbehörde („Aktionsräume plus“). Heutzutage arbeitet Reinhard Fischer als Referent für Veranstaltungen und Kooperationen bei der Landeszentrale für politische Bildung. Die Zeit als Quartiersmanager im Soldiner Kiez bezeichnet er als eine Phase, in der er viel gelernt habe: über die Organisation komplexer Projekte, über die Verwendung öffentlicher Mittel sowie über Strategien, wie man von ihrer kulturellen Herkunft und ihrem Bildungsgrad her ganz unterschiedliche Menschen in einem gemeinsamen Diskussionsprozess zusammenführt. Weiterlesen