„Ich bin auf meinem Teppich geblieben.“ Dönerproduzent Remzi Kaplan beim „Talk im Kiez“

Engagiert im Gespräch: Remzi Kaplan. Mit Moderator Thomas Kilian. Foto: von Hoff

Er sei stolz auf seinen Kiez, auf seinen Bezirk, den Wedding: Europas größter Dönerhersteller, Remzi Kaplan, war am 11. April zu Gast beim „Talk im Kiez“, einem Veranstaltungsformat des Soldiner Kiezvereins, das BewohnerInnen aus dem Soldiner Kiez dazu einlädt, etwas über sich und die Geschichte des Kiezes zu erzählen. Fast ein halbes Jahrhundert lang wohnt Remzi Kaplan nun schon in Wedding/Gesundbrunnen, die meiste Zeit davon hier in unserer Nachbarschaft, und in den Räumen des Kulturvereins Bahadin e.V. in der Biesentaler Straße steht er heute Rede und Antwort.

Bahadin – in diesem seinerzeit kleinen, mittlerweile 2400 Einwohner zählenden Dorf bei Ankara wird Remzi Kaplan 1960 geboren. Bereits während seiner Kindheit in der Türkei zeigt sich sein Talent als Händler und Verkäufer auf dem heimischen Markt, bevor er dann 1970 von seinen als Gastarbeiter nach Berlin emigrierten Eltern nachgeholt wird. Fragen zu seiner Schulausbildung begegnet Remzi Kaplan mit einem verschmitzten Lächeln: Ein guter Schüler sei er nicht gewesen, aber darauf komme es auch gar nicht an, sondern allein auf den eigenen Willen. Seit 1978 selbständig mit eigenen Imbissläden und dem Verkauf türkischer Spezialitäten auf diversen Märkten West-Berlins. Remzi Kaplan startet bald nach der Vereinigung mit dem Döner-Verkauf in Ost-Berlin. 1991 eröffnet er in der Soldiner Straße die erste Produktion vorgefertigter Dönerspieße in Deutschland. Heute befindet sich das Café Kakadu in den Räumen. Kaplan expandiert dann schnell – zunächst national und dann auch europaweit. Kap-Lan Dönerproduktion GmbH ist heutzutage ein Familienunternehmen: Firmengründer Remzi Kaplan führt das Vertriebs-Unternehmen, die jüngste Tochter Belgin Kaplan hat die Geschäftsführung in der Produktions-GmbH in Berlin übernommen, Sohn Birol Kaplan leitet den Auslandsmarkt. Die Berliner Produktionsstätte befindet sich seit einigen Jahren in der Provinzstraße (südliches Reinickendorf) und bildet auch Fleischer bzw. Bürokräfte aus. Ein Berufsbild „Dönerproduzent“ werde leider bis heute in Deutschland nicht anerkannt.

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit ist Remzi Kaplan Vorstand des 1996 gegründeten Türkisch-Deutschen Unternehmerverbandes, der türkische klein- und mittelständische Unternehmen in verschiedenster Hinsicht (Behörden, Banken, Ausbildung, Soziales, Gesundheit) unterstützt, Informationsveranstaltungen sowie Jahresversammlungen durchführt und als Brücke zu offiziellen Stellen wie der IHK oder der Handwerkskammer sowie zur Wirtschaftsabteilung der türkischen Botschaft fungiert. Für vier Jahre hatte Remzi Kaplan ferner das Amt des Vorstandes bei dem türkischen Fußballverein Türkiyemspor Berlin inne, den er auch finanziell immer wieder unterstützt.

Unser engagiertes Publikum. Fotos: von Hoff

Schließlich der 1990 offiziell gegründete Kulturverein Bahadin e.V., in dessen Räumen wir heute versammelt sind, mit Che-Guevara-Porträt an der Wand und geprägt von alevitisch-liberalem Geist: Hier werden Saz- und Folkloreunterricht angeboten, Frauen- wie Männertreffen finden statt, und nach der Arbeit oder am Wochenende trifft man sich zu sozialen Aktivitäten wie Kartenspiel, Folkloreabenden und zum Gespräch – für viele, auch Remzi Kaplan, ein Ort der Geborgenheit, des sozialen Zusammenhalts, ja eine Art Heimat, Ausdruck der Verbundenheit außerdem mit dem Dorf Bahadin, in das immer wieder Gelder fließen, so zum Bau einer Sportanlage.

Remzi Kaplan wünscht sich eine stärkere Anbindung des Vereins an das Kiezgeschehen, lädt ausdrücklich zum Besuch ein und betont, es sei der Kulturverein jener soziale Rahmen, dem er es zu verdanken habe, trotz der steilen unternehmerischen Karriere stets bodenständig – „auf dem Teppich“ – geblieben zu sei. Verglichen mit dem weithin zu beobachtenden Abhub erfolgreicher Unternehmer hierzulande von der sozialen Wirklichkeit, haben mich die Bodenständigkeit und das soziale Engagement von Remzi Kaplan wirklich beeindruckt: eine Verbundenheit mit dem eigenen Kiez und den Menschen dort, die im heutigen Jet-Set-Zeitalter bei erfolgreichen Unternehmern leider selten geworden ist. (Autor: Stefan Höppe)

Rechtzeitig vor dem nächsten „Talk im Kiez“ am 24.10.2019  mit Reinhard Fischer zu 20 Jahre Quartiersmanagement im Kiez (und in Berlin) präsentiert unser Medienpartner Soldiner Kiez Kurier nun den Film zum Interview mit Remzi Kaplan. Klicken Sie hier.

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