Einer der vielen sommerlich-heißen Tage des Jahres.
Der alljährliche Ausflug des Soldiner Kiezvereins.
Ein Ausflug in eine andere Welt.
High-Tech und Mittelalter.
High-Tech und Mittelalter?
Ja.
Ab dem 12. Jahrhundert wurden vor allem die Bockwindmühlen in Europa gebaut.
Hier wurde das ganze Haus in den Wind gedreht.
Ab dem 16. Jahrhundert war es dann vor allem die Holländermühle. Das Mühlengebäude steht. Nur der Mühlenkopf wird auf einem Wälzlager gedreht, die Walzen im Käfig, der Käfig seinerseits geführt. Unglaublich!
Ein Mühlstein wiegt 900 Kilo. Der Müller kann ihn mit einer Hand per Hebel anheben und feststellen. Sogar aus einem anderen Stockwerk.
Der Sackaufzug: Hoch und runter. Er ist aus jedem Stockwerk bedienbar – und das ohne Aufzugsschacht.
Die vollen Säcke öffnen Klapptüren im Boden, die sich anschließend wieder schließen.
Alternativ: Die kontinuierliche Getreideförderung mit dem Becherwerk.
Die Spreu vom Weizen trennen: Das macht die Mühle automatisch in drei Arbeitsschritten. Befüllung der Mühlsteine mit einem Rüttler: Es klappert die Mühle …
Mit automatischem Alarm bei Störungen.
Befüllung der Säcke mit Autostopp beim Erreichen des Sollgewichtes.
Diese Holländermühlen sind der Endpunkt der Entwicklung.
Das Beste, was je zum Kornmahlen gebaut wurde.
Genau da waren wir: Bei der Britzer Mühle im Bezirk Berlin-Neukölln.
Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, ist sie eine voll funktionsfähige Galerieholländerwindmühle, die noch am ursprünglichen Standort steht. Betrieben wird sie von dem Britzer Müllerei e.V.
Müller Gerolf hat uns alles bis ins kleinste Detail gezeigt.
In der Gastronomie – dem ehemaligen Wohnhaus des Müllers – aßen wir zu Mittag.
Und dann sahen wir sie doch:
Die alte Mühle in Aktion.
12 Meter lange Flügel, die sich unerbittlich drehen.
Ein technisches Monster.
Unter uns: Mit Don Quijote möchte ich nicht tauschen.
Text: Matthias Neumann