Das Thema Polizei und Sicherheit ist der Soldiner Kiez e.V. schon öfter aus verschiedener Perspektive angegangen. Normalerweise sind solche Veranstaltungen Selbstgänger, doch bei unserem „Talk im Kiez“ am 22. Februar 2018 war das Publikumsinteresse mit gut 10 Personen verhalten. Dabei manövrierte Moderator Thomas Kilian recht flüssig durch das Gespräch mit dem Kiezpolizisten Bernd Wölke und dem stellvertretenden Dienstgruppenleiter Eckhard Mantei. Beide vom Abschnitt 36, zuständig für den Soldiner Kiez. Beide nette Polizisten, bemüht um den guten Kontakt zur Bevölkerung.
In dem Gespräch beleuchteten die drei Persönliches, Informatives zur Situation auf dem Drogenmarkt im Kiez und sprachen die Frage nach dem Verhältnis von Polizisten zum Kiez an. Anschließend diskutierte das Publikum vor allem über Drogenpolitik. Angesichts des immer noch unbefriedigenden Publikumsinteresse an unserem „Talk im Kiez“ hoffen wir auf hohe Klickzahlen bei unserem Mediapartner Soldiner Kiez Kurier, der diese Diskussion wie die vorherige über das Theaterprojekt „Prinzenakademie“ aufzeichnete und in seinen YouTube-Kanal einstellt. Die Veranstaltung zum Theaterprojekt im November hat Anfang März immerhin knapp 120 Aufrufe erreicht. Ein Bericht über diese Veranstaltung findet sich hier auf unserer Seite.
Mantei erzählte zur Person, dass er 1982 in der damaligen DDR zur Polizei gekommen war und als Alternative überlegt hatte, Lehrer zu werden. Wölke machte keinen Hehl daraus, dass er als 16-jähriger Heißsporn erst einmal einige falsche Vorstellungen abtragen musste. Der gebürtige Charlottenburger lebt seit jenen Tagen im Soldiner Kiez und hat das nie bereut. In gewissem Sinn ist er von ihm begeistert. Zwar gibt es in der lokalen Szene „an jeder Ecke“ Haschisch. Aber gleichzeitig passe der Kiez dergestalt auf sich selbst auf, dass es sich niemand erlauben könne, Drogen an Minderjährige zu verkaufen. Wer es wagte, hätte es noch vor der Polizei mit den Eltern und den großen Brüdern zu tun. Wölke ist zuversichtlich, dass der Kiez auch Neuankömmlinge in diese Kultur integrieren werde.
Gerade bei Drogendelikte sei die Statistik wenig aussagekräftig, erklärte Mantei. Die registrierte Zahl der Delikte hängt einfach wesentlich davon ab, auf welche Arbeit sich die Polizei konzentriert. Das ist auch von der Personalstärke und den politischen Vorgaben abhängig. Imageprobleme des Kiezes bei PolzistInnen hängen dagegen häufig von deren Tätigkeit ab. Gerade die Beamten im Funkwagendienst seien oft mit dem Negativen in der Bevölkerung konfrontiert. Sie werden bei häuslicher Gewalt oder akutem Verbrechen gerufen. Kontaktbereichsbeamte wie Wölke sehen ihren Kiez dagegen häufig positiv. Vereine, wie der „Kiezbezogene Netzwerkaufbau e.V.“ (KbNa), mit dem Projekt „Gewaltprävention im Soldiner Kiez“, über die deren Arbeit und deren Auszeichnung wir berichteten, seien deshalb nicht nur zum Abbau der Vorurteile von Jugendlichen gegenüber der Polizei wichtig, sondern vermittelten auch manchen BeamtInnen eine entspanntere Sicht des Kiezes.