Rufmord am Kiez erschwert Präventionsarbeit

Yousef Ayoub macht den Eindruck eines Mannes, der für seine Sache brennt. Er hat vor sieben Jahren beim Abschnitt 36, der Polizeiwache, die auch für den Soldiner Kiez zuständig ist, eine Aktion angestoßen, die zu einem besseren Verhältnis der Polizei

Eckart Mantei, Ansprechpartner von KbNa beim Abschnitt 36 im Gespräch mit Yousef Ayoub und weiteren Beamten

Eckart Mantei, Ansprechpartner von KbNa beim Abschnitt 36, im Gespräch mit Yousef Ayoub und weiteren Beamten

zur Jugend im Kiez führen sollte. Der dazugehörige Verein hört auf den sperrigen Namen kiezbezogener Netzwerkaufbau, kurz: KbNa e.V. Er organisiert wöchentlich Begegnungen zwischen den Beamten und dem Nachwuchs, größtenteils beim gemeinsamen Sport. Dabei treten die PolizistInnen in Uniform auf und ein Teil der Attraktion ist es, im Polizeiauto zur Halle oder dem Platz gefahren zu werden. Zuletzt wurden die Kinder und Jugendlichen aus 28 Einrichtungen im Kiez abgeholt, darunter Schulen, Jugendzentren und Flüchtlingsunterkünften.

Der Soldiner Kiez e.V. hat sich die erfolgreiche Arbeit bei seinem Kiezpalaver im November 2016 erklären lassen. Dabei mussten wir erfahren, dass die erfolgreiche Arbeit gelegentlich mit Widerständen zu kämpfen hat. Auslöser waren zuletzt die überzogenen Berichte von Berliner Zeitungen im Sommer 2016, als dort PolizistInnen einen 11jährigen verhaften wollten und sich gegen die aufgebrachte Mutter nur mit Gewalt zu helfen wussten. Über den Anlass gibt es unterschiedliche Darstellungen, die von Willkür bis zur Manipulation an der Zündung eines Autos reichen. Der Trubel hatte etwa 50 Kinder vom nahe gelegenen Spielplatz und dem angrenzenden Jugendzentrum an der Kreuzung Koloniestr./Soldiner Str. angelockt, worauf die Polizei wegen einer angeblichen Bedrohung mit 20 Mann aufmarschierte. Die Darstellungen von Berliner Medien im Stile einer Ghetto-Story wurden kurz darauf von der Wochenzeitung Die Zeit und dem Online-Magazin von Der Spiegel widerlegt und zurückgewiesen.

Dennoch hat der Vorfall einige Unruhe in die Polizei gebracht. KbNa musste sich fragen lassen, was ihre Arbeit brächte und ob sie den beteiligten Beamten unziemliche Vorteile durch die Nutzung der kommerziellen Sportstätten von Sponsoren brächten. Bis auf weiteres sollten nur Kinder und Jugendliche vom Jugendzentrum SoKo 116 an der Kreuzung Soldiner Str. / Koloniestr. abgeholt werden. Es dauerte bis in den November 2016, die Bedenken auszuräumen. Inzwischen kann die Arbeit wieder im vorherigen Umfang fortgesetzt werden. Wir vom Soldiner Kiez e.V. sind enttäuscht von der immer wieder widerlegten Ghetto-Bericht-Erstattung über unser Viertel durch eine ganze Reihe Berliner Medien. Wir verstehen außerdem nicht, warum man einer solch erfolgreichen Initiative wie KbNa Steine in den Weg legt. Dabei erfreut sich KbNa selbst im Ausland wohlwollender Zuwendung. Michael Ortiz, ehemaliger Sicherheitsberater von US-Präsident Barak Obama, fragte gar: „Warum ist das nicht längst ein Modellprojekt für ganz Berlin und die anderen Bundesländer?“

Mehr zur Arbeit von KbNa: www.kbna-berlin.de

P.S.: Seither geht es mit KbNa aufwärts: Ende November 2016 erhielt sein Projekt Gewaltprävention im Soldiner Kiez einen Preis des Bündnisses für Demokratie und Toleranz. Mit 4000 Euro landete KbNa ganz oben auf dem Treppchen. Das Bündnis unter maßgeblicher Beteiligung der Bundeszentrale für politische Bildung vergab nämlich 84 Auszeichnungen zwischen 1000,– und 4000,– Euro. Sieben der Preise gingen nach Berlin.


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1 Antwort zu Rufmord am Kiez erschwert Präventionsarbeit

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