Kiezverein bleibt sich treu

Der Soldiner Kiez e.V. ist für seinen Umgang mit den vereinsrechtlichen Formalia für seine Mischung aus Lässigkeit und Korrektheit bekannt. Von daher sind unsere Mitglieder-versammlungen ohne große Dramatik. So auch das nun etwas zurückliegende Treffen Ende Mai. Wie eigentlich immer konnten wir verkünden, dass wir eine Menge auf die Beine stellen, ohne dass deshalb große Summen flössen. Nachzulesen ist das im auf dieser Website hinterlegten Jahresbericht für 2023. Den Finanzbericht kann man bei dem Kassenwart Thomas Kilian unter thomas.kilian66@googlemail.com bestellen.

Neu-Vorstand Matthias Neumann im Simulator – und in seinem Element. Foto: privat

Das wichtigste Ereignis des Jahres 2023 war der Tod unseres Vorstandskollegen Thomas Brauckmann, der sein Ohr immer am Kiez hatte. Von daher ist er einfach unersetzlich. Unsere Satzung sieht mindestens drei Vorstandskolleg:innen vor. Das waren dann Diana Schaal, Stefan Höppe und Thomas Kilian. Sie wurden auf der Mitgliederversammlung in ihrer Funktion bestätigt. Vereinsintern haben wir uns darauf festgelegt, nach Möglichkeit mindestens vier Vorstandsposten zu besetzen. Es kann ja immer jemand ausfallen, auch wenn wir keinen so tragischen Abgang wie bei Thomas Brauckmann erwartet hatten. So freuen wir uns, dass sich Matthias Neumann als der Vierte im Bund zur Verfügung stellte. Auch er wurde wie die anderen Vorstandsmitglieder einstimmig gewählt.

Matthias kennen wir schon seit Jahren. Er hatte unter unserem Dach ein Repair-Café betrieben. Der Ingenieur bastelt am liebsten für und mit Kindern (https://www.LaborNeumann.de/). Sein technisches Spielzeug von der magischen Murmelbahn über lebendige Bilder bis zum Fahrsimulator (Die Haare fliegen! Das sind 100 Stundenkilometer! Halt dich ja fest!) soll Spaß machen und die Kleinen an Naturwissenschaft und Technik heranführen. Ansonsten kann er auch mal eine Buchhaltung machen und gelegentlich stundenlang diskutieren. Er ist eine Bereicherung, mit der wir unseren Kurs gut fortsetzen können. Von daher vermelden wir hier zwar die nötigen Neuigkeiten, aber sie sind im Vergleich zu den Ereignissen im letzten Jahr tatsächlich ohne besondere Dramatik. Aber vielleicht freut es, wenn wir sagen können: Wir bleiben uns auf jeden Fall treu!

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Kreativ-Workshop zur Stephanuskirche am 29.6.24

Hoch ragt der Turm der Stephanuskirche in den Himmel über dem Soldiner Kiez. Foto: Diana Schaal

Die Stephanuskirche ist mit ihrem 76 Meter hohen Turm so etwas wie ein Wahrzeichen des Soldiner Kiezes. In den letzten Jahren fielen Bauschäden und Sicherungs-maßnahmen auf. Abseits der Öffentlichkeit denkt der Gemeindekirchenrat über eine neue Nutzung der Kirche und des Grundstückes (einschließlich der Kita) nach.

Das ist nicht nur eine Frage für Städtebau und Denkmalschutz, sondern auch für die Nachbarschaft und damit für den Soldiner Kiez e.V.: Kann die Kirche eine „Kulturkirche“ werden oder ein Ort des interreligiösen Dialogs? Könnte der Kirchengarten zu einem Kieztreffpunkt werden?

Dazu veranstalten wir einen Kreativ-Workshop am Samstag, den 29.06.2024. Von 10.00 bis 14.30 Uhr gestalten wir nach einer kurzen Einführung Plakate und Modelle zur Zukunft der Kirche. Mittags gibt es einen Imbiss.
Ort: Alte Werkstatt in der Fabrik Osloer Straße, Osloer Str. 12, EG, 1. Hof.

Zur Vorbereitung gibt es eine Woche vorher, am 22.06.2024, um 10.00 Uhr eine Führung zur Stephanuskirche und dem Grundstück. Treffpunkt: Vor der Kirche, Prinzenallee 39/40. Die Teilnahme an der Führung ist keine Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop.

Die Veranstaltungen sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Ihr Euch anmeldet, damit wir besser planen können: Soldiner Kiez e.V./Initiative Denkmalschutz Stephanuskirche,
c/o Thomas Kilian, Biesentaler Str. 14, 13359 Berlin, thomas.kilian66@googlemail.com

Das Programm für den Workshop kann hier heruntergeladen werden:

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Wenn die Spatzen auf den Investor pfeifen…

Im Grün nisten die Spatzen. Bild: Kolonie10


Am 8. April schlendert eine kleine Gruppe von Besucher*innen aus dem Soldiner Kiez e.V. und der Genossenschaft Prinzenallee 58 in den Hof der Koloniestraße 10. Sie sind eingeladen von den Bewohner*innen der vier Remisen, die sich links im Hof befinden.
Ein feiner Duft aus einer blühenden Hecke steigt in die Nase. Das Auge folgt den sattgrünen Hecken, die links und rechts in den 120 Meter langen Hof wachsen. Die Fassaden der Remisen, Werkstätten und Stellplätze sind mit Rankpflanzen und Spalierobst begrünt. Eine Pergola im hinteren Hofbereich ist dicht mit Wein überwachsen. Der asphaltierte Boden ist in kurzen Abständen von Bodengittern durchquert, in denen robustes Grün wuchert. Hier fließt Regenwasser in den Boden, das den Grundwasserspiegel nährt. “Unser Hof ist von der Berliner Regenwasseragentur der Senatsverwaltung Umweltschutz als Schwammstadt-Projekt anerkannt worden und in die Datenbank der Berliner Schwammstadtprojekte aufgenommen worden “ erläutert Remisenbewohner und Landschaftsgärtner Jean Sommer stolz. Entstanden ist dieser urbane Garten bereits in den 1990er Jahren, gefördert mit 90.000 DM aus einem Hofbegrünungsprogramm.

Die grüne Idylle lebt. Spatzen lärmen und ein Eichhörnchen flitzt die Remisenwand empor.
Der Kulturhof Kolonie 10 ist ein Hotspot für Biodiversität. Ein artenschutzrechtliches Gutachten von 2020 und 2023 zählt viele verschiedene Vogelarten und Fledermäuse auf. Es sind Gebäude-und Höhlenbrüter, die ihre Ruhe- und Fortpflanzungsstätten standorttreu nutzen. Sie sind ganzjährig vom Bundesnaturschutzgesetz und der EU-Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt. Damit haben die Tiere den Kulturhof Kolonie 10 schon einmal vor illegalem Abriss geschützt, erfahren die Besucher*innen. Denn die Idylle ist bedroht.

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Aus`m Wedding für den Wedding

Manchmal liegt eine Idee so sehr nahe, dass der Groschen dennoch nicht fällt, oder man sie nicht greifen kann. Aber Ideen kommen auch über einen, und so geschah es Renate Straetling, die im Mai dieses Jahres die Eingebung zu der Bücherlesung „Express durch den Wedding in einer literarischen Lesung“ aufgriff.

Sie selbst lebt seit 2007 im Wedding und hat den Stadtteil mehr und mehr lieben gelernt, ob der Vielfalt, ob der Lebendigkeit und Ernsthaftigkeit fast aller Menschen in unseren Kiezen.

Grafik für die Lesung: Silvia Nettekoven

Nach etlichen Lektüren von humorigen und selbstironischen Wedding-Literaturen über das Besondere und das Traditionelle im Wedding, allen voran den Kurzgeschichten der Brauseboys, kamen ihr – heureka!- drängende Ahnung und Impuls für eine Zusammenstellung einer Menge an Texten über unsere so typische städtische und originelle Heimat mit fast 182.000 Einwohner*innen in Wedding und Gesundbrunnen.Im Laufe der Monate entwickelte sie ein umfassendes Konzept für eine fast 2,5-stündige Lesung, die dann als erste dieser Serie in der Schiller-Bibliothek, die zentral zwischen vier markanten Berliner Kiezen im nördlichen Bezirk Mitte – Antonkiez, Sprengelkiez, Brüsseler Kiez und Malplaquetkiez – angesiedelt ist, zu planen und im Laufe der Monate mit Hilfe von sage und schreibe 382 E-Mail-Korrespondenzen nebst weiteren Meetings und Telefonaten zu organisieren: Urheberrechte, Gebührenzahlungen, ein Logo für die Serie hat sie erfunden, Vorleser*innen gewinnen, Textauswahl, Timing, Flyer und Plakate drucken und verteilen, Pressearbeit, Blumensträuße, Reservierung des Event-Ortes und und. Aber das zu tun, ist durchaus bekannt unter den Aktiven im Stadtteil.

Das Wesentliche ist natürlich die Literaturauswahl! Ein Berg Bücher wurde von ihr gekauft und gesichtet, und nachdem eine interessante Auswahl vorlag, musste man die Textstellen wegen einer zweistündigen Veranstaltung auf gut konsumierbare 12 bis 15 Minuten Vorlesezeit einrichten.

Die Bücherlesung begann im Saal der Schiller-Bibliothek in der Taghelle und schloss abends etwa um 19:30 ab, als die Stehleuchten draußen im Lesegarten in ihren schönen Pastellfarben strahlten. Es wurden gegeben im ersten Teil der Lesung Texte aus dem Wedding, die dem 20. Jahrhundert zuzuordnen sind. Hierzu gehörten vor allem der Mundartdichter Jonny Liesegang und der große Hans Fallada, dem eine besondere Rolle für den Wedding mit seinem 700-seitigen weltberühmten Roman „Jeder stirbt für sich allein“ zukommt, den er kurz vor seinem frühen Tod verfasst hatte.

Vorleser Thomas Kilian und Moderatorin Renate Straetling. Foto: Susanne Terhardt

Und vor allem Jonny Liesegang, ein Schriftsteller und Illustrator, der sein gesamtes Leben im Wedding verbrachte, wurde von Frank Sorge, einem der Schriftstellergruppe der Brauseboys, auf Berlinerisch vorgelesen. Denn Frank Sorge ist geborener Moabiter, und man konnte nur hoffen, dass die Zuschauer*innen so viel Mundart noch verstehen. Eine Kurzgeschichte, die die Aufgeregtheit der alten Berliner so richtig doll dramatisiert und mit keiner menschlichen Pointe spart!

Weitere Beiträge schilderten das Berliner Leben anders gearteteter Zeiten während der Wirtschaftskrise Ende der 1920er/Anfang 1930er Jahren und zudem der späteren Mauerzeit mit der Teilung der Stadt Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg.

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Ohne Thomas Brauckmann wird der Soldiner Kiez nie mehr derselbe sein

Am 1. September 2023 verstarb unser lieber Vereinsfreund, langjähriger Vorstandskollege, hochgeschätzter Nachbar und Local Hero des Soldiner Kiezes, Thomas Brauckmann, mit nur 65 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.

Thomas Brauckmann, geboren am 12. August 1958 in Dortmund, hatte in Kreuzberg gelebt und war in Schöneberg in der Hausbesetzer-Szene aktiv gewesen. 2003 flüchtete er wegen einer Billigsanierung und dem zunehmenden Lärm aus dem Bergmannstraßen-Kiez. Daraufhin kam er zu uns in den Soldiner Kiez, und dort nach eigenen Worten „in eine ruhige, verkehrsgünstige Lage und eine sonnige 70 qm Wohnung, die in den letzten 100 Jahren außer Farbe keine Modernisierungen erfahren hatte. Die GESOBAU hat mir ein Bad und eine Gasetagenheizung eingebaut, und ich bin, so weit, so gut, eingezogen.“

Foto: Paul Frolov

Über Peter Slavik vom damaligen Medienhof-Theater (ebenfalls verstorben im Frühjahr 2023) fand Thomas Brauckmann den Weg zum Soldiner Kiez e.V. Seitdem war er im Verein aktiv und ab 2006 bis zu seinem Tod Mitglied des Vorstands. Beim „Talk im Kiez“ über die Zukunft des Soldiner Kiezes aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Soldiner Kiez e.V. im Juni 2022 saß er als Vereinsvertreter auf der Bühne. Hier verlinken wir nochmals das Video dazu.

Dank seiner außerordentlichen Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit war Thomas Brauckmann der geborene Netzwerker: Er kannte alle, und er wusste alles, was im Kiez lief – oder eben auch nicht lief. Damit war er im Soldiner Kiez ein echter Local Hero. Darunter versteht man laut dem Geografen und promovierten Stadtteilforscher Olaf Schnur „Schlüsselpersonen, die die Aktivitäten vor Ort entscheidend prägen, da sie einerseits gut in die lokalen Netzwerke eingebunden sind (Sozialkapital) und andererseits über großes internes Wissen verfügen.“

Im Folgenden wollen wir nur einige von seinen prägenden Aktivitäten im Soldiner Kiez nennen:

Thomas Brauckmann hat als erster den monatlichen Rundbrief des Soldiner Kiez e.V. geschrieben. Der Rundbrief informiert über aktuelle Veranstaltungen und sonstige wichtige Entwicklungen im Soldiner Kiez. Sein Verteiler umfasst inzwischen ca. 800 Adressen.

Thomas Brauckmann war von Beginn an Mitglied in der AG Kiezforschung, die Thomas Kilian 2003 ins Leben gerufen hatte. Als einziger Nichtsozialwissenschaftler hat er im Sammelband der AG „In den Straßen des Soldiner Kiezes“, erschienen 2005, einen Beitrag verfasst. Der Titel: „Gefühlswelten“. Darin beschreibt er die Befindlichkeiten der Kiezbewohner/innen aus eigener Erfahrung.

Thomas Brauckmann war überaus belesen und sehr interessiert an der Geschichte des alten Wedding. Im Jahr 2006 hat er das Buchfest in der Wilhelm-Hauff-Grundschule veranstaltet. Dort wurden Grundschüler/innen Geschichten vorgelesen, und sie konnten an einer Tombola teilnehmen.

Im Forum Soldiner Kiez, dem kleinen Kulturzentrum, das der Soldiner Kiez e.V. von 2005 bis 2010 in der Siedlung des Vaterländischen Bauvereins betrieb, war Thomas Brauckmann ein wichtiger Mann. Er hat einerseits die Funktion eines Hausmeisters übernommen, andererseits war er so etwas wie der Personalchef für die 1 €-Jobber/innen, die der Verein damals dort beschäftigte. Auch bei der Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern zog er im Hintergrund die Fäden.

Überhaupt stand der Freigeist Thomas Brauckmann Autoritäten grundsätzlich und auch dem Quartiersmanagement Soldiner Straße mit seinen Projekten von Anfang an sehr kritisch gegenüber: Nicht nur für ihn bedeuteten diese Projekte für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen im finanzschwachen Soldiner Kiez kaum mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein. Dennoch hat er es sich nicht nehmen lassen, den Soldiner Kiez e.V. einige Jahre lang im Quartiersrat zu vertreten.

Thomas Brauckmann im Gespräch mit dem damaligen Bezirksbürgermeister Christian Hanke auf dem Koloniestraßenfest 2011. Foto: Brigitte Lüdecke

Von Anfang an war Thomas Brauckmann tätig in der Kiezgalerie „Made in Wedding“ und hat deren Arbeit maßgeblich mitgeprägt: So stehen Künstler/innen inzwischen Schlange, um dort ausstellen zu können, und die Vernissagen sind oft ein kleines kulturelles Event im Kiez. Auch in der Zeit vor seinem Tod hat er dort wieder gearbeitet.

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Neues aus dem Kiez: zu Klassenkampf, Demokratie und den ökologischen Katastrophen der Moderne

In den unendlichen Weiten des Netzes hat der Soldiner Kiez e.V. und seine Besatzung wieder einmal auf vielen Planeten eine Duftspur hinterlassen. Auf das zurechtgeschnittene Video von der Diskussion zur „Zukunft des Soldiner Kiezes“ haben wir bereits im Rundbrief hingewiesen. Der 14-Minuten-Film von unserem 20. Jubiläum am 18. Juni 2023 erinnert an Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“: „Erst wenn wir kleinen Leute uns vom großen Brotlaib unser Teil schneiden können,… dann kann man (über allerlei anderes) reden“, doziert dort (so ungefähr) der Bettlerkönig. Viel Spaß mit unseren Oberbettlern und dem bürgerlichen Gegenstück, Baustadtrat Ephraim Gothe.

Gelegentlich bieten wir unseren Stadträten und Lokalpolitiker:innen eine kleine Denkschrift an. Das ist insofern etwas trübselig, weil selten eine Rückmeldung kommt. Deshalb neigen wir dazu, diese Papiere über den:die eigentliche:n Adressat:in hinaus zu streuen. So könnt Ihr hier auch das sechsseitige Papier an Umweltstadträtin Almut Neumann abrufen, warum die Beteiligungsmaßnahmen des Bezirkes oftmals so schlecht besucht sind. Einen Kommentar gab es hingegen von einem Wissenschaftler und Aktivisten aus Köln: „Feinsinnig“, sei das Papier. Diese Stellungnahme bleibt uns aber auch etwas unklar. War jedenfalls keine Absicht.

Unser philosophierender Finanzvorstand Thomas Kilian hat unsere Kollegin vom Weddingweiser, Renate Straetling, becirct, ihn zu seiner Person und seiner Tätigkeit als Autor sozialphilosophischer Bücher zu interviewen. So entstand für diesen Block ein hier verlinkter Einblick in sein wunderliches Tun und eine Kurzanalyse der Moderne. Wer wäre denn (außer Wikipedia) darauf gekommen, dass der Treibhauseffekt schon vor der eigentlichen Industrialisierung bekannt war, nämlich 1824?

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Endlich liegt er da!

Am 24. Juni 2023 kam der Bildhauer Gunter Demnig aus Köln und hat vor dem Haus Grüntaler Str. 32 den Stolperstein für Friedrich Wilhelm Böse verlegt.

Das war der letzte Wohnort des mutigen Widerstandskämpfers gegen den National-sozialismus, den auch eine Inhaftierung im Zuchthaus nicht von seinem Kampf gegen die Nazis abhalten konnte. 1948 hat die DDR die nahe gelegene Bösebrücke nach ihm benannt – im Volksmund oft fälschlicherweise als „Bornholmer Brücke“ bezeichnet.

Die Verlegung des Stolpersteins hatte der Soldiner Kiez e.V. veranlasst und im Anschluss daran zusammen mit dem Selbst-Hilfe im Vor-Ruhestand e.V. in dessen Räumlichkeiten Grüntaler Str. 21 dazu einen Festakt mit Musik, Vorträgen und Imbiss veranstaltet.

Einen ausführlichen Artikel darüber hat unsere Mitstreiterin Renate Straetling für den Weddingweiser geschrieben, den wir hier verlinken.

Ein paar Worte schrieb auch die Weddinger Allgemeine Zeitung (WEZ), die unseren Event mit einer Berichterstattung über Vandalismus an Stolpersteinen im Parkviertel verknüpfte. Dort wurde ein zerstörter Stein wieder hergestellt. Leider hinterlegt die WEZ ihr Heft als pdf, so dass wir nur auf die relevante Ausgabe vom August 2023, nicht jedoch auf den Artikel selbst verweisen können. Der Artikel befindet sich auf Seite 16.

Die Berliner Stolperstein-Initiative hat auf ihrer Website noch eine aktualisierte Biografie und ein Foto von Friedrich Wilhelm Böse veröffentlicht. Wir verlinken den Beitrag hier.
(Text: Diana Schaal)

Foto: Diana Schaal

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Unser Opfer an die Unlogik des Urheberrechtes

Irgendwann gerät fast ein:e jede:r, der:die publiziert, mit dem Urheberrecht aneinander. Da mischen sich Unachtsamkeit und die mangelnde Logik des Rechtsinstituts. Nun hat es auch den Soldiner Kiez e.V. erwischt. Wir haben Anfang des Jahres 1287,03 € an einen Rechteinhaber für Landkarten bezahlen müssen. Kompetente Anwälte versicherten uns, dass juristische Gegenwehr sinnlos sei. Der Verein hatte nämlich für die inzwischen eingestellte Internetzeitung „Soldiner Kiez Kurier“ die rechtliche Verantwortung übernommen. Dort hatte der Bearbeiter, ein ehemaliger Aktiver des Vereins, die Lage der Carl-Kraemer-Schule in der Zechliner Straße mit einem geschützten Kartenausschnitt verdeutlicht.

Wir wollen hier diesen Verlust zur Kenntnis geben, aber auch anmerken, warum wir dieses Vorgehen für eine illegitime Durchsetzung des Urheberrechts halten, und warum wir das Urheberrecht in seiner gegenwärtigen Form als einen philosophischen Irrtum betrachten, dem der:die unbedarfte Bürger:in mit einer gewissen Zwangsläufigkeit immer wieder ins Messer laufen muss.

Also sprach Mephisto: „Es erben sich Gesetz und Rechte wie eine ew’ge Krankheit fort….“ Hier: Sergei Gorskii Chaliapin 1915 als Mephisto.
Quelle: https://jenikirbyhistory.getarchive.net/

Der Rechteinhaber hat im großen Stil Lizenzen für Landkarten aufgekauft, als diese ihren Wert verloren, weil im Internet jederzeit ein Verweis auf kostenlose Seiten mit Karten möglich ist. Seit einiger Zeit bietet das Google im großen Stil an. Der Rechteinhaber verdient sein Geld wohl nicht mit dem tatsächlichen Verkauf der Karten, sondern vielmehr mit anwaltlichen Drohbriefen. Mithilfe von speziellen Programmen, sogenannten Robotern, wird im Netz nach Veröffentlichungen dieser Karten gesucht, um sie dann den Verantwortlichen für diese leichtfertige Veröffentlichung in Rechnung zu stellen. Dabei macht die eigentliche Nutzung des Kartenausschnittes bei uns nur 400,-  € aus. Dicke wird die Sache durch die Anwaltsgebühren von 887,03 €, die für jede dieser Rechnungen aufgeschlagen werden darf, obwohl die juristische Belehrung und Androhung erstens seriell erstellt und zweitens unter Kaufleuten nicht zwingend notwendig ist. Es ist also eine überflüssige und minderwertige Leistung teuer zu bezahlen. Aus unserer Sicht haben sich Anwalt und Rechteinhaber eine parasitäre Existenz im Schutze des Urheberrechtes aufgebaut. Allein, dass dies möglich ist, spricht gegen das gegenwärtige Recht, das geistige Errungenschaften als eine Art dingliches Eigentum betrachtet. Philosophisch und historisch logisch ist das Urheberrecht ohnehin nicht. Vielmehr haben die Rechte der Schöpfer:innen von Texten oder bildlichen Darstellungen bis heute keine angemessene juristische Form gefunden.

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In Memoriam Dorothee Neserke

An „Dinge“ gemahnen Ilia Kitup die Geschichten von Dorothee Neserke, erstmals veröffentlicht in seinem Propellerverlag

Das Prima Center Berlin in der Biesentaler Straße 24 war gut gefüllt, als wir uns am Mittwoch, den 19. April 2023 trafen, um der Dichterin Dorothee Neserke zu gedenken.

Die 2019 gestorbene Vereinskameradin hat einige Geschichten hinterlassen, die ein anderer Freund, Ilia Kitup, der den Propellerverlag betreibt, nun in einem kleinen Bändchen veröffentlicht hat.

So lasen Waltraud Köhler, Dorothea Balov, Thomas Brauckmann und Doroteja Balov aus dem Werk von Dorothee und wir erzählten uns Geschichten über die Dichterin.

Vereinsfreundin Renate Straetling hat daraus einen schönen Bericht für den Weddingweiser gemacht, den wir hiermit empfehlen.

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Vor dem Programm ist nach dem Programm

Ganz Berlin kennt das Quartiersmanagement – aber nicht mehr lange. Grafik: wikipaedia

Das Gerücht hat sich bestätigt: Das Quartiersmanagement Soldiner Kiez läuft aus. Es wird nächstes Jahr noch seinen 25. Geburtstag erleben, aber vorher schon in die Verstetigung eintreten, wie die zweijährige Übergangszeit vor dem Ende euphemistisch heißt. Der Soldiner Kiez e.V. hält das für keinen Grund zur Panik. Wir haben im guten und im Schlechten mit dem Programm gelebt. Es wird weiter gehen. Eine im Vorstand abgesprochene Bilanz hat unser Philosoph, Finanzmensch und gescheiterter Kommunalpolitiker Thomas Kilian in der Berliner Zeitung veröffentlicht.

Generell sollen in Zukunft alle QM-Gebiete in Berlin beendet werden, sobald sie bei der regelmäßigen Überprüfung mindestens 15 Jahre auf dem Buckel haben. Im Bezirk Mitte geht es damit nur für das Quartier an der Badstraße eine Weile weiter.

Über den Fortgang der Dinge haben wir uns auch schon Gedanken gemacht. Der Stadtbaurat von Mitte, Ephraim Gothe, hat Interesse an einer kleinen Denkschrift dazu erkennen lassen. Sobald sie fertig ist, gibt es die hier.

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