Ausstellung zur Stephanuskirche nun Online

Die Bundesregierung kommt in Gang. Der Haushalt 2025 ist verabschiedet. Damit hat sich angeblich das letzte Hindernis für die Außenrenovierung der Stephanuskirche erledigt. Nun kann der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien die Zuschüsse für die knapp 10 Millionen Euro teureren Arbeiten genehmigen. Über den Innenausbau und die Nutzung des nicht weiter allein als Gotteshaus benötigten Baus soll später entschieden werden.

Das Gerüst an der Stephanuskirche dient dazu, herabfallende Steine abzufangen. Ein Gerüst für die Renovierung kommt noch. Foto: Kilian

Seitens des Soldiner Kiez e.V. und einzelner Fachleute gibt es aber durchaus noch Zweifel, ob eine solche Förderung ohne ein Nutzungskonzept und dessen öffentliche Erörterung üblich ist. Es ist zwar von einem potenten Investor im Hintergrund die Rede, aber nur wenige Eingeweihte wissen Genaueres. Anscheinend wird er zumindest solange im Dunkeln bleiben, bis die Finanzierung der Außensanierung – mehr oder weniger aus öffentlichen Mitteln, aber aus verschiedenen Töpfen – unter Dach und Fach ist. Wir dürfen also an dieser Stelle und unseren Rundbriefen bald weitere Berichte zur Stephanuskirche erwarten.

Der erste Schritt bei der Renovierung eines denkmalgeschützten Bauwerks sollte immer sein, sich mit seiner Denkmalwürdigkeit auseinanderzusetzen. Die Initiative Denkmal Stephanuskirche hat dazu vor einem Jahr mit der Ausstellung 120 Jahre Stephanuskirche einen Beitrag geleistet, der an einigen Stellen deutlich über die bisherigen Veröffentlichungen der Kirchengemeinde hinausweist.

Diese Ausstellung stellen wir nun auf der Seite des Soldiner Kiez e.V. ins Netz. Sie ist außer mit diesem Link auch noch über einen Reiter oben auf der Seite zu erreichen.

Zur Erinnerung: Inhaltlich analysiert die Ausstellung das sogenannte Bildprogramm der Stephanuskirche, also, Statuen, Gemälde und Altar, sowie die Taufstein, Kanzel, Orgel und Kronleuchter, die nicht zum Bildschmuck gehören. Einen eigenen Schwerpunkt räumte sie den Schmuckelementen in Pflanzenform ein. Diese wurden bisher zu wenig beachtet. Kritik an den Würdenträgern der zuständigen Kirchengemeinde konnte sich die Initiative nach mehreren gescheiterten Versuchen der Zusammenarbeit nicht verkneifen. Die Initiative verweist auf fortschreitende Bauschäden, Verzögerungen, Fehlgriffe bei potentiellen Partner:innen und sonstigen Fehlleistungen der Kirchengemeinde als Eigentümerin.

Wenn nun die Genehmigung der Zuschüsse erfolgt, ist aus der Sicht der Kirchengemeinde die letzten eineinhalb Jahre Einiges erreicht worden. Einige der Kritisierten sind auch von einem Personalkarussell abgesprungen, das sich in der Kirchengemeinde an der Panke schon seit einiger Zeit auffallend schnell drehte. Aber einen Bruch mit der unerfreulichen Vorgeschichte hat es nie gegeben, auch nach der Vereinigung der Kirchengemeinde an der Panke mit der Versöhnungsgemeinde und der Himmelfahrtsgemeinde zur Kirchengemeinde am Gesundbrunnen nicht. Niemand übernahm Verantwortung.

Vielmehr wurden Geheimniskrämerei und Eigenbrötelei fortgesetzt. Deshalb scheint uns die geäußerte Kritik an Pfarrer:innen und Gemeindekirchenräten nicht verjährt, auch wenn wir nach wie vor hoffen. (Autor: thomas kilian)

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Mit Nadel und Wolle für eine bessere Welt

Die NachbarschaftsEtage in der Fabrik Osloer Straße hat ein großes Angebot für die Freund:innen des textilen Werkens. Mit dabei ist unser Vereinsmitglied Marlies. Sie leitet die Strickgruppe „Nadelspiel“. Diese trifft sich Dienstag von 18.00 bis 20.00 Uhr in der Alten Werkstatt, 1. Hof, EG. Dort tauschen sich Kundige und Anfänger:innen aus.

Nadel, Wolle und Botschaft: Die Textilgruppe aus der Fabrik Osloer Straße geht zu Werke. Foto: Marlies

Der Soldiner Kiez e.V. hatte schon immer guten Kontakt zu Stricklieseln und Textilkünstler:innen. Oft zeichneten sich diese durch kreative und politische Ansprüche aus. Brigitte umstrickte Bäume und Masten und organisierte eine breite Beteiligung im Kiez und darüber hinaus, als in einer bundesweiten Aktion ein vier Meter hohes Tipi aus gut topflappengroßen Teilen gehäkelt und zusammengenäht wurde. Daran war auch Waltraud ganz wesentlich beteiligt. Sie ist unsere bewährte Ausstatterin, wenn der Verein mal wieder ein bisschen Theater macht: Vom beliebten Unsinn wie bei der „Mühle im Schwarzwäldertal“ bis zum Philosophischen Kabarett trugen ihre Kostüme wesentlich zur Wirkung des hohen und niedrigen Ulks bei. Weitere Filme aus unserem Schaffen finden sich in YouTube unter den Stichwörtern „Schöne Kiezmomente“ und beim SoldinerKiezKurier unter „Talk im Kiez“.

Marlies reiht sich in diese Tradition ein. Ihr und ihren Mitstreiter:innen genügen selbstgenügsame Fingerübungen eben nicht. Sie unterstellen ihre Nadelspiele einem guten Zweck. Zum Tag zum Schutz vor Kindern, dem 18.11.2025 will der Verein Space Lama e.V. den längsten Schal Deutschlands nach Berlin tragen, um ein Zeichen gegen sexuelle Gewalt an Kindern zu setzen. Wer sich beteiligen will, kann sich bei den Lamas selbst informieren oder am Dienstag Abend in der Fabrik Osloer Straße Mitstreiter:innen finden. Da unser Umfeld aus anerkannt liebenswerten Personen besteht, macht letzteres sicher mehr Spaß.

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Westwärts warten Wasser und Fledermaus

Das Wichtigste für eine gute Party sind die richtigen Gäste. Das haben wir Anfang August schon einmal bei unserem kleinen Sommerfest in der Prinzenallee 58 durchgespielt. Es war beim Abschluss unseres Sommerprogramms Ende August, einem Ausflug nach Spandau, auch nicht anders. Die handverlesene Schar der Freund:innen des Soldiner Kiez e.V. genoss nicht nur die Attraktionen und das blendende Wetter, sondern vor allem eine Gemeinschaft der guten Geister.

Die weiße Flotte segelt zwischen unseren Booten. Foto: Hanitzsch

Bei Spandau denken viele zunächst an die Altstadt.

Unser abwechs-
lungsreiches Programm bewegte sich etwas außerhalb der ausgetretenen Bahnen. So ist die westliche Kleinstadt vor den Toren Berlins von der Havel durchzogen, was uns an jenen Klassiker erinnerte, als wir im Sommer 2017 auf dem Plötzensee Tretboote in den Enterkampf führten.

So verbrachten wir am frühen Nachmittag zwei Stunden auf den Ausbuchtungen jenes Flusses, der sich hier in einer Kette von kleinen Seen der Spree nähert. Das hatte etwas Meditatives. Als wir anschließend im Biergarten ankamen, waren wir alle tief entspannt, dem Alltag entrückt.

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Die literarisches Lesung „Berlin nach 1989“: rasant, unterhaltsam, Weddinger Abende sind lang

Bereits zum dritten Mal fand im Wedding eine große Lesung mit vielen Beteiligten statt, veranstaltet vom Soldiner Kiez e.V., organisiert und moderiert von Renate Straetling. In den Jahren 2023 und 2024 ging es um den Wedding. Bei der diesjährigen Ausgabe der literarischen Lesereihe war der Fokus auf Berlin ab 1989 gerichtet. Dieses Mal waren wir in der Genossenschaft Prinzenallee 58 im Café anzutreffen

Autorinnen und Autoren trugen eigene Texte vor, oft extra für dieses Event BerlinExpress geschrieben. Der Einfachheit halber habe ich diesen ein Symbol vorangestellt, nämlich # für den Vortrag eines eigenen Textes.

Nach der Begrüßung durch Diana Schaal (Vorstand Soldiner Kiez e.V.) sprach unsere Express-Begleiterin Renate Straetling (WeddingWeiser, Autorin) über die Hauptstadtwerdung Berlins in den 1990ern. Aufregende Zeiten, eine Tour d’ Horizon durch Wende, Wiedervereinigung und die Zeiten danach, die Unbillen der politischen Kulisse, und stimmte uns auf den Abend ein.

Die Klugen und die Netten: Zahlreiche Autor:innen und Vorleser:innen waren beteiligt. Foto: Jens Wiesner

Brauseboy # Frank Sorge war „Hinreichend wiedervereinigt“: Er hielt uns mit Geschichten aus seiner Jugend am Ende der Sonnenallee, voll mit Menschen, einschließlich Tunnel und Mauerflucht und seinem komödiantischen Talent in Atem.

# Dr. Christian G. Pätzold schilderte in seinem Beitrag „9. Nov. 89 – Berlin“ eben jenen Tag, live am Ku’damm mit den dorthin geströmten Menschenmassen. Bei ihm zuhause hängt ein Bild von Wolf Vostell, das dem Text den Namen gab. kuhlewampe.net heißt sein kulturell-historischer Blog.

Als nächsten erlebten wir den satirischen Dialog „Abschottung“, geschrieben von Volker Surmann, einem weiteren Brauseboy. Dieser Dialog wurde von Andrei Schnell (Magazin Brunnen, Reporter RAZ, WEZ) und Cornelia Löffler (Lehrerin i. R., Lesepatin) schwungvoll vorgetragen, neue Grenzen tun sich auf, der Prenzlauer Berg lässt nicht mehr alle hinein, Passierscheine feiern Renaissance.

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Mediation zwischen Kiezverein und Kirche ohne Einigung

Der Soldiner Kiez e.V. ist in den letzten Jahren wiederholt auf die Kirchengemeinde an der Panke zugegangen. Ziel war eine Partnerschaft angesichts der anstehenden Nutzungserweiterung der sanierungsbedürftigen Stephanuskirche. Sie ist für uns eine Art Wahrzeichen in unserem Kiez. Die Kirche hatte sich in diesem Zusammenhang zu einer Öffnung zum Kiez bekannt, verstand diese aber als Möglichkeit zur Wahrnehmung von Zuarbeiten zu kirchengemeindlichen Veranstaltungen, nicht jedoch als Eröffnung von Mitarbeit in den Fragen der Erhaltung und Nutzung der Stephanuskirche. Gleichzeitig nahm die Kirchengemeinde die beanspruchten Führungsfunktionen nicht kompetent wahr, was der Kiezverein immer wieder kritisierte.

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Das Neueste von der Koloniestraße 10

Wir erwarten weitere Meldungen und Dokumente zum Versuch, auf dem Grundstück Koloniestraße 10 den ökologisch und historisch wertvollen Droschkenhof aus der Mitte des 19. Jahrhunderts abzureißen. Viele finden sich auch andernorts im Netz. Zu Ihrer Information richten wir daher eine Linkliste ein. Wir sortieren einfach nach Datum. Weitere Berichte unten.

Die Zerstörung eines geselligen Ortes im Kiez hat begonnen. Der Widerstand bleibt aktiv. Foto: K10 und Elfi Witten

Berliner Zeitung vom 23.1.2025: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/verdraengung-in-wedding-exemplarisch-fuer-berlin-wie-viel-lassen-behoerden-einem-muenchner-investor-noch-durchgehen-li.2289004

Beschluss der BVV Mitte vom 23.1.2025: https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/vo020.asp?VOLFDNR=12839

Meldung von Elfi Witten vom Unterstützerkreis Kulturhof Koloniestraße 10,
28.1.2025: „Der Abriss geht weiter und die Remisen sind stets gefährdet, „versehentlich“ beschädigt zu werden. Eine fotografische Doku der Abrissarbeit soll helfen.“ Sie fordert dazu auf, an Ort und Stelle Fotos zu machen. Außerdem appelliert sie an die Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remmlinger: „Lassen Sie es nicht zu, dass ein Investor mit Wildwest-Methoden alles erreichen kann!“ Remmlinger erwiderte am 3.2.2025: Sie tue, was sie könne. Antwort Witten am 5.2.2025: Warum werde dann nicht mit Zwangsgeldern gegen die Zerstörung von Wohnungen und Natur vorgegangen?

Meldungen und Dokumente vom 27.1.2025 finden sich auf der Website des Kulturhofes Koloniestraße 10: https://kolonie10.de/

Die NaturFreunde sammeln für die juristische Unterstützung des Kulturhofes Koloniestraße 10 über die Plattform betterplace Spenden. Dein Beitrag ist willkommen unter: https://www.betterplace.org/de/projects/148601?utm_campaign=user_share&utm_medium=ppp_sticky&utm_source=Link&utm_content=bp

NaturFreunde reichen am 29.1.2025 einen Eilantrag auf Baustopp beim Verwaltungsgericht ein: https://www.naturfreunde-berlin.de/naturfreunde-stellen-eilantrag-beim-verwaltungsgericht-abrisstopp-koloniestrasse-10 Dem Antrag wird am Freitag, den 7.2.2025 stattgegeben. Ein zweiter Eilantrag hat am 21.2.2025 Erfolg.Bis zum Ende der Brutzeit darf nicht abgerissen werden: Dazu die Mitteilung des Gerichtes: https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilungen/2025/pressemitteilung.1534218.php Der Streit kann aber in die nächste Instanz gehen, und auch sonst ist die Willigkeit von Uhlmann fragwürdig. Immerhin hat die Obere Umweltbehörde sich inzwischen auch zugunsten der Kolonie 10 gegen eine Ausnahmegenehmigung für einen Abriss ausgesprochen.

Weitere Infos finden Sie hier sowie unter den folgenden Links:

https://www.tagesspiegel.de/berlin/spatzen-konnten-gestort-werden-gericht-stoppt-abriss-der-kolonie-10-in-berlin-wedding-13250512.html

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/02/berlin-wedding-koloniehof-10-abrissarbeiten-gestoppt-spatz.html/listall=on/Facebook

https://www.bbns.info/kolonie10-naturfreunde-berlin-sieg-fuer-artenschutz

Vom 1. März bis 30. September dauert laut Bundesnaturschutzgesetz die Vogelschutzzeit, in der Büsche und Sträucher nicht gerodet werden dürfen, weil dann die Vögel darin nisten. Gegen das Urteil kann Beschwerde bei Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt werden. Inzwischen hat der Investor Romeo Uhlmann zwar vor dem Oberverwaltungsgericht verloren, aber sich wegen der prinzipiellen Bedeutung der Sache eine Revision mit Beschluss vom 10.7.2025 vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erstritten:

Gegen das Urteil kann Beschwerde bei Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt werden. Inzwischen hat der Investor Romeo Uhlmann zwar vor dem Oberverwaltungsgericht verloren, aber sich wegen der prinzipiellen Bedeutung der Sache eine Revision mit Beschluss vom 10.7.2025 vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig erstritten:

https://www.bverwg.de/de/100725B4BN31.24.0

Außerdem läuft der Brutschutz für die Vögel am 30. September aus. Es darf also noch 2025 mit weiteren Konflikten gerechnet werden. Gleichzeitig hat Uhlmann große Teile des Hofes abgesperrt und Überwachungskameras aufgestellt. An ein geselliges Leben in der Anlage war nicht zu denken. Die Bewohner:innen wehren sich zivilrechtlich. Der Kleinkrieg dauert seit nunmehr acht Jahren.

Enttäuscht sind die Bewohner:innen vom geringen Engagement des Bezirkes, der nicht einmal mögliche Strafgelder beim Investor einziehe.

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Mit dem Bagger gegen Spatzen

Unsere Vereinsfreundin Elfi Witten hat heute, am 9. Januar 2025, folgenden Brief über den Vandalismus des Investors Romeo Uhlmann in der Koloniestraße 10 an die Bezirksbürgermeisterin und die zuständigen Stadträte geschrieben:

Lauschiges Zusammensein im Sommer. Die Garagen rechts werden nun ohne Rücksicht auf Heizung und Haustechnik fǘr die Mieter in den Häusern links plattgemacht. Bild: Kolonie10

Liebe Frau Remlinger, lieber Herr Spallek, sehr geehrter Herr Schriner und sehr geehrter Herr Gothe!

Als Unterstützerin der Koloniestrasse 10 wende ich mich erneut mit einem Hilferuf an Sie:

Die Abrissfirma Karamba Karacho reißt auf Geheiß des Eigentümervertreters alles nieder und hält sich an keinerlei Absprachen, die gestern früh stundenlang ausgehandelt wurden!

In der Eckhalle wurde ein Durchbruch vorgenommen, der erst erfolgen sollte, wenn die Haustechnik darin fachgerecht unterbrochen sein würde, Rohre, die mit der Heizung der Wohnungen verbunden sind.

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Im literarischen Express durch den Wedding

Was reißt uns Weddinger „vom Hocker“, wenn es um interessante Bücher zu den sich rasant auftürmenden Problemen in den Kiezen geht? Wer erkennt im Fluss des eigenen Alltags das bunte Leben der Menschen hier in seinen täglichen Tücken und Freuden? Wer meint, mit horrenden Mieten für klitzekleine Wohnbuden sei aufgrund der irren Konzentration von Immobilienkonzernen nur ein Gegenwarts-Problem angesprochen, der irrt gewaltig:

Viele Beteiligte, viele Gäste: Die zweite Lesung im Express durch den Wedding vom Soldiner Kiez e.V. Foto: Susanne Terhardt

Der historische Teil der vom Kiezverein Soldiner Straße organisierten Bücherlesung, befasste sich zum Beispiel mit Jonny Liesegangs Kiezgeschichte über den heftigen Streit einer Hauptmieterin mit einem „Schlafburschen“! Was waren das für Leute? Wegen der auch damals in den 20er/30er Jahren viel zu teuren Wohnungen mit viel zu wenigen Quadratmetern nahmen viele Mieter der ärmeren Viertel wie im Wedding sogenannte Schlafburschen in ihre Wohnung auf. Die konnten in der Zeit darin schlafen, in der die Mieter:Innen arbeiteten. Und Streitfälle, wie sie in dieser Kurzgeschichte sehr amüsant geschildert sind, waren da natürlich an der Tagesordnung. Eine Geschichte, die ein fulminantes Ende nimmt.

Im Puttensaal der Bibliothek am Luisenbad in der Badstr.39 fand am 20. September 2024 die zweite vom Soldiner Kiezverein veranstaltete und wieder von Renate Straetling komplett inhaltlich konzeptionierte, organisierte und moderierte Bücherlesung „Express durch den Wedding, die Fortsetzung!“ statt. Auch die erste Bücherlesung in der Schillerbibliothek im Oktober 2023 war bereits ein Erfolg in der lokalen literarisch interessierten Öffentlichkeit gewesen.

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120 Jahre Stephanuskirche – die Ausstellung

Die mit dem Soldiner Kiez e.V. eng verbundene Initiative Denkmal Stephanuskirche zeigt vom 27. September 2024 bis zum 12. Oktober 2024 die Ausstellung
zum 120. Bestehen der Stephanuskirche.

Die Schau wich in das Prima Center Berlin, Biesentaler Str. 24, 13359 Berlin bei uns hier im Soldiner Kiez aus, einem Projektraum der Kolonie Wedding.
Die Kirchengemeinde an der Panke, zu deren Zuständigkeit die Stephanuskirche gehört, stellte ihre Räumlichkeiten nicht zur Verfügung.

Ein stolzes Stück Berlin: Initiative Denkmal Stephanuskirche

Zur Ausstellung gibt es ein Begleit-programm mit einer Handvoll Vorträgen, einer feierlichen Eröffnung und einer Finissage. Details und die genauen Öffnungszeiten finden sich am Ende des Artikels.

Zunächst einiges, was die Stephanuskirche interessant macht.

Die Kirche verrät manches über ihre Entstehungszeit. Diese Vergangenheit zwischen religiösen Liberalismus einerseits, einem gewissen Autoritarismus andererseits und einer gewissen deutschtümelnden Auseinandersetzung mit dem östlichen Mittelmeerraum und seinem kulturellen Erbe ist vielleicht lebendiger als gedacht.

Die Verbindung zwischen Abendland und Mittelmeer kommt nicht zuletzt in den floralen Ornamenten zum Tragen. Ihre Reichhaltigkeit greift die Ausstellung umfänglich auf und stellt ihre religiöse sowie kulturelle Bedeutung dar. Humorvoll werden Bezüge zum Alltag hergestellt.

Wir sehen aber auch einen „Hauch von Schilda“ bei der Kirchengemeinde an der Panke. Diese Kritik erschien der Initiative unerlässlich im Zusammenhang mit der anstehenden Renovierung der Kirche. Insgesamt vermutet natürlich angesichts der Bauschäden und Verzögerungen niemand bösen Willen, sondern zunächst Überforderung. Andererseits hat die Kirchengemeinde an der Panke die Nachbarschaft fortlaufend schlecht informiert. Die Öffnung zur Nachbarschaft hat sich die Kirchengemeinde zwar immer wieder vorgenommen, aber bei Schwierigkeiten schnell wieder aufgesteckt und sich mit sich selbst begnügt.

Das sogenannte Bildprogramm der Stephanuskirche mit ihren frommen Männern als Statuen oder auf den Bildern im Chor ist für die Initiative keine wahllose Ansammlung, sondern zieht eine Linie von Jesus und seinen Jüngern bis zu Friedrich Schleiermacher. Der prominente Theologe um das Jahr 1800 und später wird gelegentlich als Kirchenvater des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Er war bei der Vereinigung von Lutheraner:innen und Reformierten in Preußen im Jahr 1817 beteiligt. Die Bildwerke sollen eine Geistesgeschichte aus Bibeltreue und -lektüre, Sozialarbeit sowie fürstlicher Herrschaft in den Dienst einer wieder zu erweckenden Frömmigkeit im Sinne der Hohenzollern nehmen.

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Prozess gegen Milieuschutz: Urteil pro Koloniestraße 10

Trotz Regen ist die Stimmung gut bei der Kundgebung in der Hardenbergstraße vor dem Oberverwaltungsgericht am 27 Juni. Rund 30 Unterstützer*innen des Kulturhofs Koloniestraße 10 haben sich mit Plakaten und Megafon vor dem Gericht aufgebaut, die Berliner Abendschau ist mit der Kamera dabei. Die Naturfreunde Berlin und viele engagierte Anwohner*innen und Nachbarprojekte haben sich versammelt um dem Kulturhof Rückhalt zu geben. Um 12 Uhr soll der Prozess gegen den Milieuschutz Reinickendorfer Straße starten – der neuste Coup aus dem Krimi um die Koloniestraße 10.

Abrissverbot wegen Milieuschutz
Mit dem Kopf durch die Wand will Romeo Uhlmann, der geschäftsführende Gesellschafter der Grundprojekt GmbH und Bauherr des Campus Viva, um auf jeden Fall den Abriss des Kulturhofs Koloniestraße 10 zu erreichen. Auf einem Teilareal sollen hier zwei weitere Blöcke mit 130 Eigentumswohnungen in Form möblierter Mikro-Apartments entstehen. An die 270 Mikro-Eigentumswohnungen außerhalb der Mietpreisbremse gibt es schon auf dem Nachbargrundstück. Die Rendite lockt.
Allerdings hat der Bezirk unlängst den Abriss des historischen Gebäudeensembles untersagt – mit Verweis auf das Milieuschutzgebiet Reinickendorfer Straße, in dem die Koloniestraße 10 liegt.
Aus diesem Grund will der Investor den Milieuschutz aus den Angeln heben – mit Hilfe eines Normenkontrollverfahrens beim Oberverwaltungsgericht. Und keiner weiß so recht, was dabei herauskommen wird…

Widerständige Spatzen nehmen vor dem Gericht Aufstellung. Foto: Witten

Der Prozess…
Um kurz vor 12 passieren die Kundgebungsteilnehmer*innen, Abendschau und Medienvertreter*innen die Kontrollen im Gericht und begeben sich in den Plenarsaal. Fast zwei Stunden befasst sich das 5-köpfige Richterkollegium mit den Anwürfen des Klägers in Person eines Rechtsanwaltes. Er versucht, dem Bezirk formale Fehler bei der Festlegung des Milieuschutzgebietes nachzuweisen. Fast zwei Stunden wird über die Sozialstudie diskutiert, die 2018 zur räumlichen Festlegung und inhaltlichen Begründung von vier Milieuschutzgebieten im Wedding und in Gesundbrunnen – darunter neben der Reinickendorfer Straße auch der Soldiner Kiez – vom Bezirk beauftragt worden war. Die Stadtentwicklungsgesellschaft S.T .E R.N., die arbeitsgruppe gemeinwesenarbeit und stadtteilplanung argus gmbh hatten sie vorgelegt. Ein Vertreter von argus erläutert jetzt sehr eloquent, warum zum Beispiel die Stichprobe der Haushaltsbefragung nicht zu klein und durchaus repräsentativ ist. Auch die Bezirksmitarbeiterin für das Milieuschutzgebiet bezieht überzeugend Stellung. Nach dem Ende der Verhandlung folgen einige bange Stunden, bis die Entscheidung des Gerichts über eine Pressemitteilung bekannt gegeben wird:

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