Im literarischen Express durch den Wedding

Frank Sorge: Der Browseboy berlinert fast wie Liesegang. Foto: Susanne Terhardt

Den ersten Auftritt in der Bibliothek am Luisenbad hatte wieder Frank Sorge, einer der bekannten Brauseboys und ein waschechter Berliner mit der Fähigkeit wunderschön zu berlinern, der besonders Liesegangs Dialoge mit großem Einfühlungs-vermögen und sprachlicher Meisterschaft im Berliner Dialekt brachte. Im weiteren Verlauf waren nicht weniger als insgesamt zehn weitere zum Teil berühmte, aber auch weniger bekannte, aber originelle literarische Texte zu hören; aus Büchern von Egon Erwin Kisch, Otto Nagel, Klaus Neukrantz, Tina Veihelmann, Isabella Bach, Hinark Husen und vielen anderen, die alle einen Bezug zum Weddinger Leben oder zur Weddinger Geschichte hatten:

Renate Straetling hatte die Texte zusammengestellt und führte durch das Programm. Foto: Susanne Terhardt

Die Hauptfigur in Otto Nagels Roman kämpft durch Betteln ums Überleben für Frau und Säugling in der Krise Ende der 20er Jahre, in einer Zeit, als es keinerlei staatliche Unterstützung für 2 Millionen Menschen gab. In Klaus Neukrantz‘ „Barrikaden am Wedding“, eine Erzählung, die nur einen Ausschnitt weniger Tage wiedergibt, wird dargestellt, wie der sozialdemokratische Berliner Polizeipräsident Zörgiebel am 1.Mai 1929 in der Weddinger Kösliner Straße auf Arbeiter, Frauen und Kinder schießen ließ. Dieser Blutmai 1929 geht wegen 33 Toten in die Geschichte der Stadt Berlin ein.

In Tina Veihelmanns „Im Dorf leben“ besucht die Autorin ein alevitisches Vereinsheim, und man erfährt viel über die unterschiedlichen Kneipenkulturen. Aus ihrem spannenden Krimi im BDSM-Milieu in der Weddinger Location „Carpe noctem“ las die Autorin Doris Wiesenbach (Isabella Bach) selbst. Waltraud Schwab las aus ihrem Roman ein Kapitel, das im zwischenzeitlich geschlossenen und nun wieder eröffneten Schiller-Park-Center nahe der Seestraße spielt. Aber auch Musikalisches wurde geboten: „Nante Rap im Wedding“ von Wolfgang Weber und ein amüsantes Döner-Lied mit vielen Strophen, zur Ukulele gesungen von Frank Sorge: Viel Beifall der 30 Gäste! (Autor: Rainer Scholz)

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