Was reißt uns Weddinger „vom Hocker“, wenn es um interessante Bücher zu den sich rasant auftürmenden Problemen in den Kiezen geht? Wer erkennt im Fluss des eigenen Alltags das bunte Leben der Menschen hier in seinen täglichen Tücken und Freuden? Wer meint, mit horrenden Mieten für klitzekleine Wohnbuden sei aufgrund der irren Konzentration von Immobilienkonzernen nur ein Gegenwarts-Problem angesprochen, der irrt gewaltig:
Der historische Teil der vom Kiezverein Soldiner Straße organisierten Bücherlesung, befasste sich zum Beispiel mit Jonny Liesegangs Kiezgeschichte über den heftigen Streit einer Hauptmieterin mit einem „Schlafburschen“! Was waren das für Leute? Wegen der auch damals in den 20er/30er Jahren viel zu teuren Wohnungen mit viel zu wenigen Quadratmetern nahmen viele Mieter der ärmeren Viertel wie im Wedding sogenannte Schlafburschen in ihre Wohnung auf. Die konnten in der Zeit darin schlafen, in der die Mieter:Innen arbeiteten. Und Streitfälle, wie sie in dieser Kurzgeschichte sehr amüsant geschildert sind, waren da natürlich an der Tagesordnung. Eine Geschichte, die ein fulminantes Ende nimmt.
Im Puttensaal der Bibliothek am Luisenbad in der Badstr.39 fand am 20. September 2024 die zweite vom Soldiner Kiezverein veranstaltete und wieder von Renate Straetling komplett inhaltlich konzeptionierte, organisierte und moderierte Bücherlesung „Express durch den Wedding, die Fortsetzung!“ statt. Auch die erste Bücherlesung in der Schillerbibliothek im Oktober 2023 war bereits ein Erfolg in der lokalen literarisch interessierten Öffentlichkeit gewesen.